Quer über die Deutsche Bucht

Esbjerg kämpft. Über Jahrhunderte bestimmten die Fischschwärme den Takt der Stadt. Das 18. Jahrhundert galt ganz dem Hering, es schien, als ob es für alle Zeit genug Fisch gab, um all die Einkommen der Stadt zu sichern. Und so fuhren mit jeder einsetzenden Ebbe die Fischer durch die Graense raus aufs Meer und kehrten mit vollen Netzen mit der einsetzenden Flut zurück. Aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwanden die riesigen Heringsschwärme. Die Fischer blieben aber. Quer über die Deutsche Bucht weiterlesen

Was meint der Wetterbericht?

Stets die erste Frage am Morgen nach dem Aufstehen und auch die letzte Frage am Abend, bevor wir uns in die Kojen legen. Das Wetter und insbesondere der Wind, seine Stärke und Richtung, woher er weht, sind die Faktoren, welche stark bestimmend und prägend für unsere Reise sind. Was nützt der strahlendste Sonnenschein, wenn gleichzeitig ein stürmischer Wind aus genau jener Richtung weht, wo wir hinwollen?

So ist eine der ersten Lektionen, die wir schon früh verstanden haben, dass die Kräfte der Natur den Zeitpunkt und die Geschwindigkeit unserer Reise bestimmen. Und gerade die Nordsee versteht es besonders gut, den Menschen immer wieder, trotz all seiner technischen Möglichkeiten, daran zu erinnern und unmissverständlich aufzuzeigen, dass hier der Mensch zwar geduldet wird, aber auch nicht mehr.

So lernt man Demut. Und Respekt.

Und bei einem Glas roten Weins, zu später Stunde, mag man sich vielleicht vorstellen, wie die Naturgewalten am alljährlich stattfindenden Kongress, dieses Jahr ist das schottische Tiefdruckgebiet der Gastgeber, darüber beraten, in welcher Art man die selbsternannte Krönung der Schöpfung Piesacken könnte. Der Nordatlantische Wellenberg will mal wieder alles durchschütteln. Er sei kein Freund vom Rühren. Das überlasse er seinem Cousin, dem Hurrikan. Er stehe voll auf Schütteln. Geschüttelt muss es sein, dann schmeckt’s erst richtig. Und am liebsten noch ein wenig Schaum und Gischt oben drauf. Der Westwind will zerzausen und mit Winddrehern überraschen. Zudem will er mit einer spitzbübischen Freude gerade extra immer etwas stärker wehen, als der Wetterbericht vorgegeben hat. «Tue doch auch», ruft der sonst so sanfte Ausläufer des Golfstroms dazwischen, «jedes Mal, wenn der Segler seine Segel refft, etwas weniger wehen, und wenn er wieder ausrefft, stärker – das macht die ganz verrückt, glaub’s mir! »

Frühlingstag in Mandal, Norwegen

Mandal ist die südlichste Stadt Norwegen und wurde um 1500 mit der Holzverarbeitung gross und vermögend. Die Stadt ist auch heute noch für viele Norweger ein attraktives Ausflugsziel. Auch uns verzaubert sie mit ihrem Charme und blühenden Gärten. Der Stadtkern besteht aus vielen schönen weissen Holzhäusern und die Gegend ist umgeben von wunderbaren kleinen einsamen Buchten und Sandstränden.  In einer grossen Aktion wurden um 1900 auf den Sanddünen Föhren aus Schottland gegen die Erosion gepflanzt. Wir radeln mit unseren Klappvelos durch den schönen Föhrenwald und vergessen dabei glatt, dass wir ja das Pfingstwochenende haben und die Geschäfte für 3 Tage geschlossen sind werden – zum Glück haben wir aber schon einige Vorräte an Bord.

Wir planen die Überfahrt nach Dänemark, zurzeit sieht es aus als gäbe es bereits morgen ein gutes Wetterfenster mit günstigem Nordwind für uns.

Wieder Wasser unter dem Kiel

Wir konnten unter perfekten Bedingungen in unser Abenteuer starten. Richard Parker hat den Winter gut überstanden, wir sind glücklich dass wir keine nennenswerten Schäden feststellen musste. Wir haben das Boot geputzt, das Deck geschrubbt, den Rumpf poliert was das Zeug hält und die Segel angeschlagen. Bei schönstem Sonnenschein und 20 Grad sind wir in die See gestochen und haben uns im ersten Filmprojekt versucht, have a look!

Früh aufstehen?

In ca. 12h kommt von Norden recht viel Wind, zwar wollen wir nach Süden, aber bis zu 35kn Wind ist doch etwas viel. So stellt sich uns die Überlegung ob wir noch vor dem Wind bis nach Egersund segeln wollen, ca. 100sm resp. ca. 15h Fahrt oder ob wir morgen ausschlafen und die nächsten Tage in Stavanger verbringen. Im Moment tendieren wir auf „Früh auf“, da wir damit dann für die nächsten Tage eine gute Ausgangslage schaffen und am Freitag Nachmittag noch bis Mandal segeln könnten und dann dort den starken Wind abwettern. Mandal entspricht uns viel mehr als Stavanger, aber eben, früh auf oder nicht?

Ready for take-off

Es geht los… nun sind wir See-Nomaden!  Wir haben ein paar letzte wunderbare Bergtage in der Lenzerheide mit lieben Freunden verbracht und bei prächtigstem  Wetter einen letzten Blick in die bereits saftig grüne Bergwelt mit den weissen Gipfeln genossen. Da wurde uns einmal mehr bewusst , was für eine schöne Natur wir hier verlassen und dass wir diese Szenerie in den nächsten Jahren wohl gegen sehr, sehr, sehr viel im Farbton Blau eintauschen werden.
All unser Hab und Gut ist nun auf ein paar m2 eingestellt, die Wohnung untervermietet und die Autos sind verkauft. Irgendwie ein entlastendes Gefühl, obwohl das Auswahlverfahren für die wenigen Dinge, die mit aufs Boot dürfen, nicht ganz einfach war. Klar: Flip Flops, Trekkingschuhe, Windstopper kommen mit, aber bei manch Anderem wurde es etwas schwieriger zu entscheiden. Soll der Dampfkochtopf nun effektiv mit?  Andere Segler argumentieren dass es sich darin unglaublich energiesparend kochen lässt, wir sind noch skeptisch. Der Trick, alles was unbedingt mit soll auf dem Bett bereit zu legen und dann das Ganze um die Hälfte zu reduzieren, funktionierte diesmal nur beschränkt, aber schlussendlich konnten wir uns auf die 4 Gepäckstücke mit total 80kg reduzieren. Weiter senden wir  ja noch ein paar Dinge mit dem Spediteur nach Holland in die Werft wo Richard Parker noch 1 Woche im Juni liegen wird und mit den zusätzlichen Solarpanels und dem Windgenerator definitiv Langfahrten tauglich ausgerüstet wird.

FullSizeRenderMit einem rauschenden Fest im The Beach in Thalwil durften wir uns am Samstag von unseren Freunden und der Familie verabschieden und Dominique’s 40. Geburtstag feiern. Es war wunderschön –  aber Abschied zu nehmen fiel uns auch nicht ganz einfach und wir hoffen viele unserer Freunde und Familie irgendwo auf der geplanten Strecke bei uns an Board für ein paar Tage als Gast begrüssen zu dürfen. Dies zu planen ist zwar nicht ganz einfach, aber mit etwas Flexibilität und positivem Denken von beiden Seiten wird es schon irgendwie klappen.

Wir machen uns nun auf Richtung Abflug Gate. SAS wird uns heute Vormittag via Kopenhagen nach Stavanger im Südwesten von Norwegen fliegen. Dort werden wir Richard Parker aus dem Winterschlaf wecken. Wir hoffen er hat die kalte Winterzeit gut überstanden und vor allem, dass das Innere des Boots trocken geblieben ist. Die kommenden Tage werden wir mit Einräumen, Schruppen des Decks, Polieren des Rumpfes und Segel setzten beschäftigt sein.

Auf Wiedersehen liebe Familie, Freunde und schönes Schweizerland, unser Abenteuer mit SY Richard Parker hat begonnen!