Eichen sollst du meiden, Buchen sollst du suchen

Sind alle Luken zu und das Beiboot festgezurrt?

Wir liegen vor dem kleinen, beschaulichen Ort St. Michaels, etwa südlich von Annapolis in einem Seitenarm der Chesapeak Bay vor Anker und bereiten uns gerade auf ein aufziehendes Gewitter vor. Leider sind wir das grösste Segelboot vor Anker und jenes mit dem höchsten Mast – bei Gewitter sind wir immer froh, wenn es noch andere Boote mit höheren Masten in der Nähe hat. Oder eben, Buchen und höhere Masten sollst du suchen!

Gerade in letzter Minute sind wir vom Besuch des Maritime Museum St. Michael zurückgekehrt und müssen gestehen, dass uns auf der Fahrt vom Steg zum Boot raus nicht mehr ganz wohl war. Die ersten Blitze sind bedrohlich nahe bereits eingeschlagen und der Donner folgte nur Bruchteile nach dem Einschlag nach, in einer Intensität und Lautstärke, die wir so nicht oft erlebt haben. Aber zehn Minuten später scheint bereits wieder die Sonne und die feuchte heisse Luft treibt einem den Schweiss auf die Stirne. Sommer in Maryland.

Seit unserer Einreise in die USA in Miami, der darauffolgenden Odyssey zur Erlangung eines Cruising Permits, sind wir bereits einige hundert Meilen in nördlicher Richtung der US Ost Küste entlang-gefahren. Von den Bahamas, über Charleston segelten wir direkt nach Beaufort NC und folgten von dort einem Stück dem Intracoastal Waterway, ein Kanalsystem, welches entlang der gesamten US-Ostküste, von Key West bis nach New York führt. Damit konnten wir das berüchtigte Kap Hatteras umfahren und im geschützten Landesinnere den Kanälen bis nach Norfolk folgen.

Zwischen dem letzten Abschnitt und diesen Zeilen, mussten wir kurz den Anker neu setzen. Die Winddrehungen während dem Durchzug der Gewitterfront führte dazu, dass unser Anker unklar kam und wir ganz leicht auf Drift gingen. Jetzt sollte er aber halten.

Das Segeln in dieser Region Amerikas, der Chesapeak Bay, ist wie daheim auf den Seen oder in Holland auf dem Ijsselmeer. Kaum Wellen, immer Land in Sicht, kleine ruhige Orte in Abwechslung mit grossen Städten und anstelle des kristallklaren Wassers der Karibik eine braune, undurchsichtige Suppe mit tausenden von Quallen und Krabben. Insbesondere die Krabben sind neugierige kleine Kerlchen. So mussten wir zum Beispiel jeden Morgen in Charleston den Krabben klarmachen, dass wir lieber alleine duschen und die enge Duschkabine nicht mit ihnen teilen wollen. Auch haben wir gelernt, vor dem Frühstück die Kissen im Cockpit gut auszuschütteln. Zwar waren die dadurch aufgeschreckten Krabben deutlich kleiner, als jene, die uns in Kuba besucht hat, aber, wer meine Abneigung gegen Krabeltiere mit mehr als 4 Beinchen kennt, weiss, dass ich etwas, natürlich nur ganz ganz wenig, dazu neige, beim Anblick von 6 und mehrbeinigen Tierchen, in eine Schnappatmung zu verfallen.

Am 4. Juli liegen wir im Hafenbecken von Annapolis an einer Boje und freuen uns auf das Feuerwerk zum US Independence Day. Alles ist festlich geschmückt, von jedem Balkon weht eine Flagge, viele Boote sind über die Toppen beflaggt und die Militär Kapelle der Navy Academy übt seit Tagen die Nationalhymne. Doch kurz nach dem Beginn der Parade, die ersten Verkehrskadetten im Gleichschritt sind schon vorbeimarschiert, verdunkelt sich der Himmel und es beginnt zu regnen, so stark, dass bald das Wasser knietief auf der Strasse steht. Zuerst trotzen die Paradierenden noch dem Regen, besonders die Kandidaten für die lokale Wahl, begleitet jeweils mit je einem Dutzend Plakat und Flaggen schwingenden Wahlhelfern, welche sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen, sich vor ihren Wählern zu präsentieren. Doch das Lächeln und das Winken der Kandidaten wirkt zunehmen etwas angestrengt und viele der Plakate lösen sich im Regen langsam aber stetig auf. Die Abstände innerhalb der Parade werden immer grösser und lassen vermuten, dass schon weiter oben an der Route, einige, dem Wetter geschuldet, ausgestiegen sind. Nur die Offiziellen, die Polizei, Feuerwehr und unzählige Sicherheitsdienste aller möglichen Ämter und staatlichen Institution marschieren unverdrossen weiter die Hauptstrasse hinab. Glücklich wirken aber nur jene, welche in einem farbig blinkenden Feuerwehr- oder Polizeiauto sitzen und, von hinter den mittlerweile geschlossenen Fenstern, den verbleibenden Zuschauern zuwinken. Nachdem auch wir, etwa eine halbe Stunde in einem nahen Souvenirladen dem Regen getrotzt haben, verbreitet sich das Gerücht, dass das Feuerwerk wegen dem starken Regen und dem Gewitter nicht stattfinden wird.

Zwischen dem letzten Abschnitt und diesen Zeilen, mussten wir kurz den Sonnenschutz runternehmen, da eine weitere Gewitterzelle genau auf uns zu steuerte, sich zuerst mit Sturmböen ankündigte und dann mit Blitz und Donner den Weltuntergang einläutete. Doch nach weiteren dreissig Minuten erstrahlte ein wunderbarer Regenbogen und der Weltuntergang wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Am Horizont türmen sich aber bereits neue dunkle Wolken. Es scheint, als ob ich mit dem Blogbeitrag nie fertig werden sollte…. Schluss aus!

Ein paar Impressionen der letzten zwei Monate:

 

3 Gedanken zu „Eichen sollst du meiden, Buchen sollst du suchen“

  1. Hi there!
    Erinnerungen werden wach, als die USA noch Vorbild und Ziel unserer jungen Träume war. Wie benied ich diejenigen, die ein Austauschjahr im Land der unbegrenzten Möglichkeiten machen konnten… (Jean, Paula, Marianne)
    Heute reiben wir uns ungläubig die Augen über Trump und Co.
    Hier ist Sommer. Es lockt die Aare (heute nur 19 Grad) und Open Air Festivals an viele Orten. (Güsche, neu Mi-Sa, alle ausverkauft. Céline Dion war im Stade de Suisse. Ein Highlight. Ende Juli machen wir eine Velotour an der Mosel und besuchen Freunde in Luxemburg.
    Am 29.8. ist Open House zum 70. von Bernhard.
    Um den 6.9. herum fliegen wir nach Athen. Lahaina3 liegt an einer Boje in Porto Cheli, Peloponnes. Wir sind zwischenzeitlich aus der EU ausgereist (Kusadasi) und sind wieder 2Jahre legal in GR.
    Wir bleiben noch einen Monat mit Fäbä und Familie und danach mit Süse und Urs.
    Es grüßen euch herzlichst
    Erika und Bernhard

  2. Guter Reisebericht,
    Marc und Selina und Gian sind bei uns im Tessin,
    En schöne Gruess und weiterhin Mast und Schotbruch!
    Fritz Brönnimann und Familie

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