Zu viel Wasser

Sicher ist’s schon aufgefallen. Anstelle, wie einmal die Idee gehabt, steuern wir seit Panama wieder nordwärts und nicht Richtung Westen. Salopp formuliert, hat es uns westwärts von Panama zu viel Wasser und zu wenig Land. Vor allem dem Skipper erschien die Vorstellung von fast 4’000 Seemeilen auf See oder drei bis vier Wochen westwärts zu den Marquesas wenig verlockend, trotz der zu erwartenden paradiesischen Inselwelt hinter dem Horizont. Zusätzlich für eine Planänderung sprach auch, dass man ab Panama so richtig weit weg ist; Flüge nach Hause dauern sofort deutlich länger, sofern man dann einen Flughafen in der Nähe hat. Ersatzteile benötigen vielleicht Wochen bis sie verfügbar sind, und den erfahrenen Mechaniker findet man vielleicht auch erst auf der übernächsten Insel.

So entschieden wir uns, den einen Schmetterlingsflügel unsere Routen-Idee für Später aufzuheben, ab Panama, über Providencia, Cayman und Cuba an die Ostküste der USA zu segeln und den Sommer, und insbesondere den Herbst, nördlich von New York, im Golf von Maine, zu verbringen. Sobald die Farben des Indian Summers verblassen werden, wollen wir in Lunenburg, auf Nova Scotia, südlich von Hallifax, Richard Parker an Land stellen und ihn für den Winter vorbereiten. Was wir während den kalten, dunklen Winternächten tun werden, ist noch offen. Aber unsere Reise soll noch nicht zu Ende sein.

Pünktlich zu Vera’s Geburtstag, segelten wir den Hudson River hoch und lagen die Nacht direkt vor der Freiheitsstatue vor Anker. Aus einer touristischen Perspektive kann man in New York nicht besser liegen. Aus einer nautischen Perspektive gibt es sichtlich bessere Ankerplätze. Auch die unzähligen Ausflugsboote, welche gerade zu Sonnenuntergang besonders häufig um unser Schiff und um die Freiheitstatue kurvten, waren nicht immer erfreut ab dem Schweizer Schiff, das da so lag. Mit dezenten Hinweisen wie «Stupid place to hang around, asshole!» wurde uns auch, seitens der Ausflugsbootkapitäne, die Benutzung der überteuerten Marinas nahegelegt. Aber die US Coast Guard bestätigte auf unsere Rückfrage, dass wir innerhalb eines offiziellen Ankerplatzes liegen und somit völlig legal die perfekte Aussicht auf Freiheitsstatue und gleichzeitig auf die Skyline von Manhattan geniessen.

Nach etwas mehr als einer Woche verliessen wir New York und folgten dem Long Island Sound weiter nach Nordwesten. Nach dem Trubel der Grossstadt zogen uns die unzähligen Inseln im Long- und Block Island Sound magisch an. Die sehr private Fishers Island, wo es alles nur einmal gibt. Ein Café, einen Markt, ein Museum, ein WLAN. Die touristische Block Island, wo es alles unzählige Male gibt, vor allem sicherlich rund 2’000 Boote vor Anker oder an der Boje. Das ruhige Cuttyhunk, welches autofrei ist und dafür unzählige Golfwägelchen rumfahren, und zwar nicht die elektrisch betriebene Version. Und zuletzt das traditionelle Nantucket, Ursprungsort des Romans «Moby Dick», Ferienort von ehemaligen US Präsidenten, Heimat unzähliger Wildhasen und geprägt vom einstigen Reichtum aus dem Walfang und dem heutigen Reichtums des sehr exklusiven Tourismus.

Und in jedem der Inselhäfen wird pünktlich zum Sonnenuntergang eine Kanone abgefeuert – das Zeichen, die Nationalflagge für die Nacht runter zu nehmen. Gute Nacht!

Ein Gedanke zu „Zu viel Wasser“

  1. Ankerplatz beim Eingang zum Hudson? Krass!
    Schöne Fotos von wenig bekannten Inseln!
    Unser nächstes Highlight ist Bernhards runder Geburtstag. Ihr seid auch eingeladen! Denkt an uns!
    Wir verbringen mit der ganzen Familie ein Wochenende im Giessbach und anfangs September fliegen wir nach Athen. Lahaina liegt in Porto Heli, Peloponnes, an einer Boje. Wir cruisen zum letzten Mal im Argolischen Golf und überwintern in Lavrion, nahe des Flugplatzes von Athen.
    Den kalten Winternächten entfliehen wir durch einen Flug nach Sydney und einer Kreuzfahrt in die Südsee mit der australischen Familie im Schlepptau. Wir freuen uns darauf.
    Hugs aus der Ferne!

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