Wo kommen all die Segler her?

Seit Martinique haben wir fast jede der karibischen Inseln bis nach St. Maarten besucht, mal einige Tage bis Wochen, mal auch nur eine Nacht vor Anker in einer Bucht gelegen. Je weiter nördlich wir kommen, desto europäischer oder vielmehr, desto gewohnter erscheinen die Inseln. Die Franzosen, die Engländer und die Niederländer haben «ihren» Inseln jeweils unverkennbar ihren Stempel aufgedrückt. Und trotzdem oder gerade deswegen ist es auch Karibik. Denn, wir erleben die Karibik als eine vielfältige Mischung von Bildern; traditionell mit weissen Sandstränden und türkisblauem Wasser, farbige, einfache Hütten, mit Wellblech gedeckt, dunkle, lachende Gesichter und verträumte Ankerbuchten. Und daneben eben auch die Moderne, dreckige Städte, lauter Verkehr, riesige Supermärkte, grellblinkende Casinos und hektische Yachthäfen und unfreundliche, kurz angebundene Menschen. Doch sobald die Sonne sich dem Horizont wieder nähert, vereinen sich all die unterschiedlichen Bilder zum ur-karibischen Ritual, dem Sun Downer. Und man trifft sich zum Rumpunch, verabschiedet gebührend den Tag und begrüsst die Nacht. Und nur die Preise des Rumpunches erinnern einem daran, in welcher Ecke der Karibik man gerade verweilt.

Und bei genau so einem Glas Rumpunch sinnieren wir darüber, was man eigentlich mitbringen muss, um eine solche Reise, wie wir sie tun, überhaupt machen zu können. Rasch sind wir uns einig, dass es klar etwas Geld dazu braucht, doch die Menge ist relativ und richtet sich stark nach den eigenen Bedürfnissen. Wir kennen Leute, welche mit einem Bruchteil unseres eigenen Budgets und andere, welche mit einem Vielfachen davon reisen – alle erscheinen glücklich in ihrer Art. Aber gibt es einen gemeinsamen Nenner, welcher all die Seglerinnen und Segler eint? Einen bestimmten Charakterzug, eine ausgeprägte Neugierde, einen Sinn für Abenteuer, ein Händchen für Reparaturen, Sehnsucht nach der Ferne, Improvisationsgeist und Interesse an der Welt und seinen Menschen? Oder muss man bloss ein Träumer sein?

Träumer haben wir kaum getroffen, aber alle hatten einen Traum, eine Idee und gepaart mit dem Willen, die Leinen zu lösen und über den Horizont zu segeln. Wo findet man aber solche Menschen im Alltag daheim? Und warum trifft man sie erst in den Ankerbuchten und Häfen?

Wir raten, sucht doch mal das Gespräch mit einem Alphornbläser, Anwalt, Arzt, Berater, Betriebswirt, Bootsbauer, Buchhalter, Chirurgen, Fahrlehrer, Filmemacher, Forscher, Glasbläser, Hundeführer, Ingenieur, IT Spezialist, Labor Assistenten, Lehrer, Mordkommissar, Narkosearzt, Ölbohrungsspezialisten, Personalentwickler, Personalfachmann, Physiotherapeuten, Stripclubbesitzer, Studenten, Tankstellenwart, Venture Capital Investor, Verkaufsfachmann, Wirt oder einem Zimmermann – alles Seglerinnen und Segler, welche wir getroffen haben.

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