Wie war’s?

Wie es war? Darauf eine Antwort zu geben ist nicht so einfach; es war irgendwie etwas von allem. Es, die Atlantiküberquerung, war grundsätzlich erfolgreich, sind wir doch mit dem Ziel gestartet, den Atlantik zu überqueren und haben es auch vollbracht. Nach knapp 22 Tagen und über 5’000km sind wir wohlbehalten in Barbados angekommen. Und da nun westwärts die karibische See und der Golf von Mexico liegen, dürfen wir sagen, dass wir den Atlantik wirklich überquert haben.

Abwechslungsreich war es. Das Wetter zeigte sein volles Spektrum an Ausprägungen und teils sogar sehr untypischen Konstellationen für diese Gegend, so hatten wir zum Beispiel auf dieser klassischen Vorwind-Route auch einige Tage hart am Wind zu segeln. Wir haben tagelange Flaute erlebt, kaum ein Windhauch, welcher unsere Segel gefüllt und uns nach Barbados geblasen hätte. Wir hatten stürmische Winde und hohe Wellen, welche uns veranlassten, einen Tag und eine Nacht unter Deck zu bleiben. Und wir haben traumhafte Segelmomente erlebt, wo wir über die Wellen surften und die hohe Fahrtgeschwindigkeit das Boot zum Vibrieren brachte. Wir sind aber auch bei spiegelglatter See schwimmen gegangen, eingetaucht ins unendlich tiefe Blaue, haben nachts die Sterne in einer unbeschreiblichen Klarheit gesehen und uns bei der Betrachtung des fluoreszierenden Planktons in unserem Kielwasser verloren.

Bereichernd war es. Wir erlebten Tage und Wochen intensivster Zweisamkeit in der schieren Weite des Meeres. Unser Alltag war bestimmt durch die Wachen, von Sonnenuntergang bis -aufgang in je fünf Stunden, während dem Tag nach Absprache mal der eine, mal der andere. Essen, schlafen, wachen, lesen, sinnieren, träumen, Schiff kontrollieren, kochen, Segel stellen. In diesem Rhythmus verlieren sich die einzelnen Stunden in den Tagen und Wochen. Mal ist es Abend, mal ist es Morgen und mal ein neuer Tag.

 

Geträumt haben wir. Jede Nacht und immer vom Schaukeln. Stellt euch vor, ihr fliegt Langstrecke und müsst, sogar in der First Class, die Mahlzeit selber kochen, auf den Knien und die ganze Kabine riecht nach Spiegeleiern.

Nicht alleine waren wir. Tausende von Quadratkilometer Atlantik umgaben uns und trotzdem waren wir nicht alleine. Nachrichten von daheim, der Familie, den Freunden haben uns erreicht und uns die schöne Gewissheit gegeben, dass ihr an uns denkt. Ganz besonders in den Momenten, wo die Fahrt auch mal lange wurde und wir uns der Weite des Meeres überdrüssig waren, haben uns diese Nachrichten ganz besonders wohlgetan. Aber auch die Nähe zu anderen Seglern, welche das gleiche Ziel ansteuerten und fast die ganze Zeit in Sichtweite segelten, wollten wir nicht missen. Wie gut tat es doch bloss zu hören, dass es auch bei ihnen schaukelt und jede Tätigkeit, Kochen, Abwaschen, Zähneputzen, einfach alles auch bei ihnen mühsam sei. Wie tröstlich war doch in der Nacht, das Licht des anderen Bootes zu sehen, als signalisiere es, ihr seid nicht alleine. Und am Morgen den Austausch per Funk über die beste Route und den zu erwartenden Wind. Danke STA VAST – ihr ward uns ein guter Begleiter, wir vermissen euch!

Überfordert waren wir. Ankommen und wie aus einem tiefen Schlaf aufschrecken, mitten im vollen, karibischen Leben, 35° Grad, laut, hektisch. Stadt und Verkehr. «Sir, Sir, do you want a taxi?». Morgens um 09:00 den ersten Rum Punch, tausend Formulare für die Immigration, den Hafenmeister, die Gesundheitsbehörde, den Zoll. Fotos für die Rally Organisation. Hafenbehörde am Funk, für die Clearance fragen. Schiff festfinden und das erste Mal wieder festen Boden betreten – surreal, dieser Moment.

6 Gedanken zu „Wie war’s?“

  1. Ich wünsche euch Beiden schöne Festtage und eine weiterhin traumhaft schöne Reise. Eure Beiträge sind immer sehr spannend, geniesst es weiterhin.
    Liebe Grüsse aus dem Nebel
    Daniela

  2. Hoi zäme

    Eure Worte wecken Erinnerungen und Fernweh 😉 Vieles kann ich nachvollziehen und ich wünsche euch ganz fest, dass ihr noch viele eindrückliche, schöne und sichere Abenteuer erleben könnt! Gute Erholung und ein sommerliches Weihnachtsfest wünsch ich euch…

    Schöni Wiehnachte une guete Rutsch (würd none Schneebau mitschicke weni chönnt) 😉
    Jürg

  3. Dear Vera and Dominique
    We met about 3 years ago in Enkhuizen at the weekend of the Breehornvereniging.
    I just came across your blog. Very interesting to read about your experiences both physically and mentally.
    From May to August we made a trip to Ireland and around the UK in Iskander, our Breehorn 41. Very interesting and rewarding.
    Your blog inspires us for another, longer lasting trip.
    All the best
    Merry Christmas and a happy New Year.
    FAIR WINDS

  4. Hallo Ihr beiden, toller Bericht von diesem bisher längsten Schlag. Wie treffend Ihr das alles beschrieben habt.
    Nur mit dem 9.00 Uhr Punch machen wir uns Sorgen . . .
    LG und Happy Christmas
    Dörte u Felix

  5. lieber Dominique, liebe Vera
    Sehr überraschend haben wir uns hier in Bridgetown getroffen, das letzte Mal sahen wir uns in Zürich bei euren Norwegen-Vorbereitungen.
    Wir haben die Atlantiküberfahrt sehr ähnlich erlebt wie ihr es hier beschreibt, nur die Flauten hatten wir nicht, da wir uns von Cabo Verde aus immer südlich der direkten Linie gehalten haben.
    Wir wünschen euch weiterhin gute Fahrt und viel Vergnügen beim Weltentdecken.
    Toni und Elisabeth Baur
    SY Regina
    http://www.bx4.ch/sail/2016/

  6. Guätä Tag aus Zürich
    danke vielmal für die spannenden und fesselnden Berichte.
    Ich wünsche Euch weiterhin eine gute und bereichernde Reise. Für das 2017 alles Gute & ä gueti Gsundheit & viel Gfreut’s

    Lieber Gruss
    André Lang

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