Sie kommen meist überraschend und zu Unzeiten. Und obschon wir gefühlt zu jenen Reisenden gehören, die kaum an Seriosität und Konformität zu überbieten sind und der staatlichen Autorität ein bereits bedenkliches Ausmass an koketter Sympathie entgegenbringen, ist doch jedes Mal etwas Hektik und Nervosität spürbar, sobald sie an Bord kommen. Die Border Police.
Das erste Mal kamen sie früh morgens. Kurz vor neun Uhr. Wir lagen noch in den Kojen und wollten eigentlich zuerst das penetrante Klopfen am Rumpf und die Rufe einfach ignorieren. Doch mit der Polizisten eigenen Hartnäckigkeit hörte das Klopfen und Rufen auch nach endlosen Momenten nicht auf. An Schlaf war so nicht mehr zu denken. So krochen wir aus der Koje und noch im Pyjama steckte ich den Kopf aus der Luke, verschlafen versuchend zu erkennen, wer denn hier so viel Aufmerksamkeit zu erregen versucht. Zwei Männer in schwarzen Uniformen, sie wollen an Bord kommen, Papiere kontrollieren und unsere Personalien aufnehmen.
Das zweite Mal kam gleich ein ganzes Boarding Team. Sie näherten sich von achtern mit dem schwarzen Schlauchboot, kamen längsseits und forderten uns auf, Kurs und Geschwindigkeit beizubehalten, das Boarding Team würde übersteigen. Trotz dem martialisch anmutenden Auftritt ergab es dann nach den Formalitäten ein überraschend nettes Gespräch unter Seeleuten.
Bewegt hat uns aber in aller Ernsthaftigkeit ihre Bitte, Ausguck nach Flüchtlingsbooten zu halten und bei Unregelmässigkeiten sie zu informieren. Was wir im Bewusstsein im fernen Mittelmeer gelassen haben, hat uns zwischen Calais und Dover eingeholt.
So lange es sich bei den Polizisten auch wirklich um Polizisten handelt, und nicht um verkappte Piraten, die Euch wie ein schlecht verschnürtes Päcklich Mortadella oder ein Stück Provolone ins Meer werfen und mit der Richard Parker auf und davon segeln, mag die Pijama-Übung ja -auch wenn sie unangenehm ist- noch angehen.